Erziehungswissenschaften

Open Access in den Erziehungs­wissenschaften

In den Erziehungswissenschaften bzw. in den Educational Sciences ist Open Access als Publikationsform zwar etabliert, nimmt jedoch nach wie vor gegen­über proprietären Verlagsveröffentlichung eine nachrangige Rolle ein. So wird in der EU laut Open Science Monitor nur knapp ein Viertel der Publikationen in den Educational Sciences als Open Access (grün, gold, bronze usw.) veröffent­licht (Europäische Kommission, n.d.). Die bevorzugte Publikationsform in den Erziehungswissenschaften sind Zeitschriftenartikel (Schmidt-Hertha & Müller, 2020, S. 160). Danach folgen Publikationen in Form von Monografien, Sammel­bänden und Buchbeiträgen, die zusammen etwa ein Drittel des Publikations-Outputs ausmachen (Abs et al., 2020). Gemäß der Kennzeichnung in der FIS Bildung Literaturdatenbank sind knapp 9% der insgesamt gelisteten Zeitschrif­tenaufsätze, ca. 9% der aufgeführten Monografien und Sammelwerke und ca. 11% der gelisteten Sammelwerksbeiträge in deutscher Sprache als Volltext frei verfügbar (Stand: Juli 2021). Die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissen­schaft (DGfE) als wesentliche disziplinäre Institution des deutschsprachigen Raums hat bislang keine klare Position zu Open Access bezogen.

Einen weiteren Überblick über fachliche Open-Access-Entwicklungen der deutschsprachigen Erziehungswissenschaft geben die Dissertation von Bambey (2016) sowie die Beiträge von Rummler (2021) und Schindler & Rummler (2018).

Open-Access-Zeitschriften

Das Directory of Open Access Journals (DOAJ) listet unter dem Subject Education 1.914 Zeitschriften (Stand: März 2024).

Wichtige deutschsprachige Open-Access-Zeitschriften, die im DOAJ geführt werden, sind:

Wichtige Open-Access-Zeitschriften ohne DOAJ-Eintragung sind:

Disziplinäre Fachzeitschriften werden häufig von engagierten Einzelpersonen mit Hilfe ihrer Einrichtungen und durch ehrenamtliches Engagement im Open Access herausgegeben, so veröffentlicht beispielsweise das Deutsche Jugend­institut e.V. das Magazin IMPULSE. Auch wenn die DGfE, wie eingangs erwähnt, keine klare Position zu Open Access bezogen hat, gibt sie die Zeitschrift Erzieh­ungswissenschaft heraus, ihre Sektion 12 - Medienpädagogik verlegt die oben erwähnte Zeitschrift MedienPädagogik, Sektion Medienpädagogik (DGfE). In Öster­reich gibt das Forum Neue Medien in der Lehre Austria die Zeitschrift für Hochschulentwicklung im Open Access heraus, während die Schweizerische Gesellschaft für Bildungsforschung (SGBF) die viersprachige Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften verlegt.

In manchen Fällen werden Fördermittel eingeworben oder es findet Sponsoring statt. So wird beispielsweise das Magazin erwachsenenbildung.at vom Bundes­ministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) finanziert, während das Online-Fachjournal bwp@ u.a. durch eine Kooperation mit wbv Media und mit Unterstützung von Sponsoren betrieben wird.

Video zur Finanzierung von Open-Access-Artikeln

Open-Access-Bücher

Das Directory of Open Access Books (DOAB) sowie die OAPEN Library listen unter dem Stichwort Education mehr als 500 Titel (Stand: November 2021). Darüber hinaus bietet peDOCS einen guten Überblick über erziehungswissen­schaftliche Reihen. Die FIS Bildung Literaturdatenbank weist frei zugängliche Bücher und ihre Beiträge nach.

Universitätsverlage und institutionelle Repositorien veröffentlichen mittlerweile einen Großteil der erziehungswissenschaftlichen Open-Access-Bücher (vgl. Schindler & Rummler, 2018). Hierunter fallen neben Forschungsberichten und Sammelbänden vor allem monografische Dissertations- und Habilitations­schriften. Obwohl die DGfE noch keine klare Position zu Open Access bezogen hat, geben ihre Sektionen und Kommissionen als sog. Society Publishers diverse Bücher und Buchreihen im Open Access heraus:

Die Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) publiziert im Waxmann Verlag in der gleichnamigen Reihe Tagungsbände.

Darüber hinaus unterstützen diverse Verlage erziehungswissenschaftliche Open-Access-Publikationen, darunter Verlag Julius Klinkhardt, Barbara Budrich, Nomos, Beltz Juventa, wbv Media, transcript, Waxmann oder der Werner-Hülsbusch-Verlag.

Disziplinäre Repositorien

Zu den wichtigsten Repositorien in den Erziehungswissenschaften gehören:

Eine Übersicht zu relevanten Repositorien bietet auch das Open Directory of Open Access Repositories (OpenDOAR).

Video über das Zeitveröffentlichungsrecht

Sonstige Angebote

Das Fachportal Pädagogik stellt bei Literaturrecherchen als virtuelle Fachbiblio­thek Pädagogik den zentralen Einstieg in die (deutschsprachigen) Erziehungs­wissenschaften dar. Es wird vom Informationszentrum Bildung (IZB) des DIPF – Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt am Main betrieben, der Aufbau wurde von der Deutschen Forschungsgemein­schaft (DFG) gefördert. Das kostenfrei nutzbare Angebot unter­teilt sich in die Bereiche Literatur, Forschungsdaten und Forschungsinforma­tion:

  • Im Bereich Literatur kann man recherchieren, fehlende Literaturnachweise melden, Publikationen via peDOCS veröffentlichen oder die Dienstleis­tungen des Fachinformationsdienstes Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung in Anspruch nehmen. Dabei stehen umfassende Daten­banken zur Verfügung:
    • die Literaturdatenbank des FIS Bildung
    • die einschlägige bibliographische Datenbank ERIC
    • weitere Nachweise wie beispielsweise zu Neuerscheinungen aus dem angloamerikanischen und dem italienischen Sprachraum
  • Im Bereich Forschungsdaten finden sich umfassende und dauerhaft doku­mentierte Studien der empirischen Bildungsforschung. Darüber hinaus besteht ein zentraler Zugang zu beschreibenden Studieninformationen (wie eingesetzte Erhebungsinstrumente, erhobene Forschungsdaten und Informationsmaterialien zum Forschungsdatenmanagement).
  • Im Bereich Forschungsinformation gibt es eine themenfokussierte Zusammenstellung relevanter Internetquellen für und über Wissenschaft und Forschung im Bereich Bildung.

Das Fachportal Pädagogik ist seit August 2005 online und wurde im September 2017 nach einer kompletten Überarbeitung neu veröffentlicht.

Open Science in den Erziehungs­wissenschaften

In den Erziehungswissenschaften gibt es auch über Open Access hinaus Bewe­gungen im Bereich Open Science. So wurden im Heft 61 (2-2020): Neue Formen der Archivierung, Bereitstellung und Nachnutzung von Forschungsdaten der Zeitschrift Erziehungswissenschaft Argumente zum Thema Open Science und Open Data zusammengetragen, was innerhalb der Disziplin für Diskussionen über neue Formen der Forschung und der Datenerhebung sorgte. Auch ent­stand Austausch darüber, welche Anforderungen diese Modelle mit sich führen. Das Heft thematisiert überdies, welche Limitierungen und Bedenken vor allem in Bezug auf Datenschutz und die Verwendung offener Forschungsdaten und -prozesse erkennbar sind. Gleichwohl werden sich auch in den Erziehungs­wissenschaften mit Open-Science-Praktiken und Formen des Publizierens ver­ändern, da der Umgang mit offenen Forschungsdaten grundsätzlich unterstützt wird. So haben die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), die Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF) sowie die Gesellschaft für Fachdidaktik (GFD) hierzu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht.

Der Verzeichnisdienst für Forschungsdatenrepositorien re3data verzeichnet auf internationaler Ebene über 60 Datenportale und Repositorien offener erziehungs­wissenschaftlicher (Educational Sciences) Forschungsdaten (Stand: November 2021). Im deutschsprachigen Raum weist Forschungsdaten Bildung durch einen föderierten Verbund Forschungsdaten übergreifend nach und in­formiert über das Teilen und Managen von Forschungsdaten in der Bildungs­forschung. Zunehmend ist auch eine fachliche Auseinandersetzung mit Open Science zu beobachten, sowie deren Anpassung  an die disziplinären Rahmen­bedingungen und Möglichkeiten (van Dijk et al., 2021; Krammer & Svecnik, 2020; van der Zee & Reich, 2018).

Darüber hinaus beeinflusst die Bewegung der Open-Educational-Resources (OER) die Erziehungswissenschaften. Dieses Themenfeld setzt in Form einer expliziten Forderung nach offenen Zugängen zu Bildung, Bildungsmöglichkeiten und Bildungsmaterialien an historische pädagogische Vorläufer an (Deimann, 2020; Hug, 2014). Im deutschsprachigen Raum rückten OER im Jahr 2015 durch den geplanten Einsatz sogenannter Schultrojaner und durch die damit verbun­dene Debatte zum rechtssicheren Umgang mit digitalen Bildungsmaterialien in den Fokus der Öffentlichkeit, was zu einer Reihe an Studien und Positionspapie­ren führte (Blees et al., 2016; Blees et al., 2015; Deimann et al., 2015; Ebner et al., 2016; Muuß-Merholz et al., 2014). Darüber hinaus untersuchen seit einigen Jahren vermehrt Studien die Innovationen im Bereich pädagogischer und informationeller Praxis. Darin wir der neue Umgang mit Materialien sowie der Infrastruktur betont, untersucht und kritisch diskutiert (Schön & Ebner, 2021; Heck et al., 2020; Deimann, 2020; Heinen et al., 2015).

Regelmäßige deutschsprachige Neuigkeiten und Informationen zu OER sowie Verzeichnisse und Plattformen (wie u. a. OER-Repositorium Baden-Württem­berg) zu OER gibt es unter anderem auf der Website OERinfo. Diese Verzeich­nisse und Plattformen decken auch den Hochschulbereich ab. In Österreich wurde damit begonnen, ein OER-Zertifikat für Lehrende an Hochschulen und für Hochschulen zu implementieren (openeducation.at; Schön et al., 2021).

Literatur

Weiterführende Literatur

Bearbeitung der Inhalte dieser Seite: Dr. Klaus Rummler (PH Zürich), Dr. Christoph Schindler (Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) und Dr. Sandra Schön (TU Graz) (Stand: November 2021)